Seite wählen

Am 1. September wird die 2. Runde der UEFA Women’s Champions League ausgelost.
Bei einem Weiterkommen würde die Gruppenphase winken, welche erst letztes Jahr im Format aufgenommen wurde.

Das Format

Die UWCL besteht neuerdings aus 2 Qualifikationsrunden und danach geht es in eine Gruppenphase in welcher vier Gruppen an je 4 Teams teilnehmen.
Der FCZ hat diese erste Runde überstanden und ist für die zweite Runde gesetzt.

2021 mussten die FCZ Frauen als Vizemeister über den „Ligaweg“ und trafen somit auf Vizemeister oder gar Drittplatzierte Teams aus namhafteren Ligen. Damals war das die AC Milan und unterlagen nur knapp mit 1:2. Damaliger Meister Servette schaffte es in die Gruppenphase, wo es allerdings mit null Punkten ausschied.

Seit der Einführung der Gruppenphase wurde das Preisgeld für die UWCL durch die UEFA nochmals merklich vergrössert. Natürlich sind diese Zahlen im Vergleich zum äquivalentem Männerturnier nicht vergleichbar: Während bei den Männern eine Qualifikation für die Gruppenphase 15.6 Millionen einbringt, beträgt das gesamte Preisgeld in der UWCL 24 Millionen.

Immerhin kann mit einer Qualifikation der FC Zürich mit 400’000 € das Budget aufbessern. Dies ist das Startgeld für jeden Klub, welcher die Gruppenphase erreicht. Genauere Zahlen, was der Betrieb des Frauenteams kostet, liegen mir nicht vor. Gemäss verschiedenen Meldungen aus dem Jahre 2020 und davor, soll es bei etwa 650 Tausend gelegen haben1. Trotz fehlenden genaueren Angaben, kann man davon ausgehen, dass dieser Betrag einen beträchtlichen Unterschied ausmachen würde.

Das Interesse steigt; DAZN kauft UWCL Rechte

Die erhöhten Ausschüttungen der UEFA haben natürlich die Einnahmen als Grundlage und eben diese, dürften neuerdings auf das steigende Interesse im Markt positiv zu Buche schlagen. Die EM hat bereits gezeigt, dass dieser Markt nun in eine Phase gelangt, in welcher eine steigende Zuschauerquote die verschiedenen Vermarkter zunutze machen wollen. Für die UWCL zwischen 2021 und 2025 durften die Exklusivrechte an DAZN verkauft werden3. Typischerweise sind die Beträge geheim, weshalb hier keine Zahlen vorliegen. Jedenfalls sollen alle Spiele Live gezeigt werden und auf dem DAZN Youtube Kanal soll dies gebührenfrei geschehen, allerdings nur bis 2022/2023. Danach sind nur noch 19 von 61 Partien von der Paywall befreit. Die Zuschauerquote des UWCL Finals 2022 soll 3.6 Millionen betragen haben4.

Das hat auch Aufmerksamkeit bei den Klubs gesorgt. So möchten namhafte Fussballklubs, die bis vor wenigen Jahren keine oder nur minim unterstütze Frauenmannschaften führten, auch Teil dieses neuen noch aufgehenden Kuchens werden. Am Beispiel Real Madrid: Lange existierte gar keine Frauenabteilung, erst 2019 übernahm man den Erstligisten CD TACON2.

Herausforderung für den Schweizer Frauenfussball

Nicht nur auf den ersten Blick sind die zusätzlichen Einnahmen positiv zu werten. Allenfalls führt dies zu einer (Halb-)Professionalisierung einzelner Mannschaften.
Eigentlich nicht nachvollziehbar, dass weiterhin nahezu keine Profiverträge existieren. Mit dem Ergebnis, dass die Spielerinnen in jedem Transferfenster den Klub ablösefrei verlassen können. Oder schlimmer, wegen der Doppelbelastung von Job und Fussball die Schuhe gleich an den Nagel hängen.

Die Risiken, dass diese Einnahmen einer Zäsur innerhalb der AWSL beitragen, sind zwar vorhanden. Jedoch sind die Ausschüttungen nicht gross genug, als daraus massive Budgetunterschiede von bis zu zweistelligen Millionenbeträge resultieren, wie bei den Männern. Spender mögen zwar rar sein, könnten aber mit relativ wenig Einsatz die Differenz ausgleichen.

Es gilt anzumerken, dass dieses neue Interesse, den bisher guten Stand der Schweizer Frauenfussball nun etwas zu bremsen vermag, wenn dies nicht bereits geschehen ist. Ohne die Professionalisierung innerhalb der Axpo Women Super League und Einnahmen aus Transfererlöse, werden sich die Talente sehr schnell in die Riege der neuen Gross-Klubs begeben und den Schweizer Markt trocken legen. Dabei ist muss die Spitze des schweizerischen Frauenfussballs international vertreten sein, will man weiterhin von den Einnahmen profitieren.

Darum müssen fleissig Koeffizientenpunkte gesammelt werden. Die aktuelle Lage ist ganz passabel, es ist allerdings anzunehmen, dass zunehmend Klubs aus den Topligen hier die Schweizer Mannschaften überflügeln können und dann nachhaltig für ungünstige Ausgangslagen in den Setzlisten sorgen. Sollte der heimische Markt nicht schnell in eine Professionalisierung finden, wird man noch weiter an Boden verlieren.

PS: In einer kurzen Nachrecherche, bin ich auf einen guten und passenden Artikel des Magazins „zwölf“ gestossen, welcher bereits 2018 diese Entwicklung beobachtete: Landflucht

1 https://www.watson.ch/sport/frauen-fussball-wm/114559833-yb-fc-basel-und-co-so-steht-es-um-den-frauenfussball-in-der-schweiz
2 https://en.wikipedia.org/wiki/Real_Madrid_Femenino
3 https://de.uefa.com/womenschampionsleague/news/026a-12a4c4a3c907-49ab643a2d9e-1000–dazn-und-youtube-streamen-women-s-champions-league/
4 https://www.90min.de/posts/3-6-millionen-zuschauer-uwcl-finale-format-dazn-youtube